Samstag, 28. März 2015

Im Schutz des Faltenbalges


Trotz der Tatsache, dass ich seit vielen Jahren Bus fahre, wusste ich nicht, wie die Gummivorrichtung in der Mitte eines Gelenkbusses heißt. Allein dafür hat sich der Kauf dieses Buches gelohnt. Aber natürlich ist da mehr: Die Akkordeonistin schreibt mit der Gelassenheit eines freundlichen Geistwesens über die Menschen, die ihr unterwegs begegnen und schafft es dabei, weder übermäßig gütig zu sein, noch irgendeiner Form mit Abscheu zu kokettieren. Sie verwendet öfter das "wir", wenn sie sich von sich und, tja, den Insassen spricht, was ihren Geistercharakter noch unterstreicht: Sie, verwachsen mit der ganzen Maschine, Rädern, vielleicht sogar dem Fahrer, alle zusammen beobachten, deklinieren Sitzkonfigurationen durch, wer setzt sich weshalb wohin, wie verhalten sich Menschen in einem Raum mit Sitzen, der durch die Gegend schlingert - die 122 Winzgeschichten decken eine erstaunliche Bandbreite an Situationen ab. Als hätte jemand es geschafft, diesen Rätselzählfragen, bei denen Menschen ein- und aussteigen und am Ende nach der Augenbrauenfarbe des Busfahrers gefragt wird, die Gemeinheit und Sinnlosigkeit zu entziehen, stattdessen echte Geschichten daraus zu machen.

"Sitze im Bus" ist als E-Book erhältlich bei Minimore und bei Amazon.