Samstag, 31. Januar 2015

Schlaflieder sind sinnfrei

Wer schlafen will hört keine Lieder / Wer schlafen will legt sich darnieder / Die Muskeln fahren runter / Zuck / Und du bist wieder munter.

***

Eine fremde Familie sitzt im Restaurant um einen Tisch, wie eine böse Clusterbombe

Familien, die um Tische sitzen / In ihre Apfelschorle schwitzen / Ich bin ein Sumpfling / Sie trocknen mich aus / mit Dehydraköpfen

Dienstag, 27. Januar 2015

Vor Marions Reisebüro hat jemand einen Becher Vanillepudding fallengelassen. Gelber Schleim in Regenpfützen.

Montag, 26. Januar 2015

Schülerschlagerpraktikum

Initialzündung
Im Ort Großenkneten bei Oldenburg gibt es ein Schlagertonstudio mit dem großartigen und eindeutigen Presetverheißungsnamen "Oneklick".

Wunschvorstellung
Möchte einmal in meinem Leben ein Praktikum in einer Technoschlagerfabrik machen und den Jargon aufsaugen: "Die Kickdrum muss mehr ötzeln!"

Vorstellungsgespräch
"Man nennt mich den Hans Zimmer des Ostens, denn ich komme aus Frankfurt (Oder) und mein Markenzeichen sind fernöstliche Heikotrommeln. Ich bot Taikotrommelkurse an, aber das war den Ostdeutschen zu exotisch. Heilsames Heikotrommeln kam aber gut an."


Alltag
"Wir sind hier ein echter Familienbetrieb." - "Jürgen, wo bleibt der Viervierteltakt?" - "Das heißt jetzt four to the floor, Vater..."
"Anastasia wies den Prinzen zurück und verließ die Szenerie. Dieser blieb aber hartnäckig, lud sie per SMS nach dem Formel-1-Rennen auf eine weitere Party ein."

Vinzenz Raindeer - Targate Atlantis



Pechmarie kehrt, ausgelacht und gedemütigt, zu Frau Holle zurück, um für ihr Recht auf  Faulheit zu kämpfen.
Basierend auf dem BRD-Kurzfilm "Frau Holle" von 1971.

Samstag, 24. Januar 2015

Halbtrunken in Stadt Wehlen

Die Elbe ist ein gräuliches Band, wir fahren parallel dazu im Auto entlang. Wollten eigentlich nur spazieren. Fluß, Straße, dann ein Riegel Häuser, dann die ehemaligen Steinbrüche.Vater erzählt von den Großeltern, wie sie 1948 nach der Vertreibung aus Ungarn hier landeten, bei einer älteren jüdischen Frau im Haus wohnten. Er spricht auch über Großvaters mentale Probleme, aber das sei alles ein Geheimnis in der Familie. Ich frage nach Tagebüchern. Die halte, falls es sie überhaupt gebe, Oma unter Verschluss. Kommen in Stadt Wehlen an. Die tschechische Grenze ist nicht sonderlich weit. Bis zum Grenzübergang Schmilka sind es vielleicht 20 Kilometer. Wir haben beide kein Talent, schöne Cafés auszusuchen. Ich möchte etwas mit Schuss. Neben uns eine Großgruppe von Kleinkindern, die ständig erzählen, auf wen sie als nächstes schießen möchten. Ich werde verschont.

Neulich sah ich eine Futtertalentschau auf RTL. Die Jury so: "Dieses Essen würde gut zu einem Büffet im Swingerclub passen." Das war schön.

Wir werden von Elvira bedient.
"ES BEDIENTE SIE: Elvira", sagt auch der Bon.
Wanke nach draußen, schnupper die Pirnaer Winterluft. Elvira muss hier bleiben. Och...

Elvira kommt schon klar.
Vielleicht hat sie ja einen Ehemann in der IT-Bronsche, der ihr zart im Bett zuflüstert: "Avira-Elvira, du bist mein Lieblingsvirenscanner."
Dann treffen wir auf der Landstraße Onkel Anton. Der spielte früher Fagott in der Komischen Oper Berlin.
Du, Elvira, träumst du von Berlin?

Kalter Samstag

Habe gerade den falschen Zug erwischt, wollte nach Dresden. Nun! Hallo, Hohenstein-Ernstthal, hier gibt es doch sicher eine Wartehahahahahahahaha...
Ich sehe mich um, habe nun eine Stunde Zeit. Mich friert es in meiner sexy Bomberbluse. War, wie so oft, nicht auf Wartezeiten programmiert. Dicke Jacken schützen, aber dafür bestrafen sie auch. Mit Hitzewallungen und Unbeweglichkeit. Bei perfekter Planung braucht man sie nicht.

Ein Golden Toast-Laster fährt vorbei. Ich fotografiere eine Norma-Tüte. Fahre Fahrstuhl. Es gibt doch eine Wartehalle. Natürlich ist sie zu. Überall Wildwest-Wandbilder. Von Dampfloks und Indianern.
Hohenstein ist Karl Mays Geburtstadt. Suche mir auf dem Stadtplan eine coole Adresse raus. Spiele das Szenario durch, hier bleiben zu müssen. Am Hasenhügel klingt gut. Oder Am Fuchsgrund!
Männer mit orangen Kapuzen werfen mir finstere Blicke zu. Möchte meinen Haarwirbel bedecken. Verschmelze nun mit einem Karl May-Wandbild.
Doofer Haarwirbel am Hinterkopf als Brandzeichen und Sollbruchstellenmarkierung, damit Schläger wissen, wohin mit dem Baseballschläger.

Kurz vorm Kältetod erscheint einem Sue White aus Green Wing und nimmt einen in ihre vier Meter langen Arme. Dann wird alles dunkel und warm.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Kurzatmiges Quietschen

In meinem Umfeld vergöttern alle Morrissey. Ich finde, er sieht aus wie ein verklemmter Footballer. Ich stehe nicht auf weinende Schränke, die von nervöser Musik umkränzt sind.
Habe viel mehr eine Vorliebe für nasale, kinky Kleinmännergesangsstimmen (kein Falsett!) und fühle mich damit oft allein. Klar, es gibt Brett Anderson von Suede, aber er ist eher brutal als süß und fällt dadurch etwas aus dem Raster raus. Falls ihr weitere Sänger im Ivers/Gerdes-Register kennt, bitte erzählt mir davon.


Ich träumte letzte Nacht von meiner Mutter. Sie hatte einen neuen Freund, der sehr ermüdend und ohne Unterlass über Mähdrescher monologisierte. Später gingen wir zu dritt spazieren.
Er erzählte wieder von Erntemaschine, sie blickte gequält.
Ich sagte zu ihm: "Weißt du was. Mutter interessiert sich nicht für Mähdrescher."
Sein Erstaunen war so groß wie ihre Erleichterung. Das habe er nicht gewusst.
Dann heirateten sie.

Dienstag, 20. Januar 2015

Bob Andrews, Recherchen und Archiv.

Falls ich mal zu müde zum Sprechen bin, verwende ich mein Bob Andrews von den Drei Fragezeichen-Soundboard. Er weiß auf fast alle Lebenslagen eine Antwort, die ich dann nicht geben muss.

(Die Vorarbeit umfasste, um die 100 Folgen auf Bob-Bites abzusuchen. Er sagt ja eher selten was.)
Man nennt mich auch Vi, die Baronesse von Lynchhausen, weil meine Texte manchmal erlogen sind. Und etwas unheimlich. Manchmal bin ich auch ein süßes, dickes Flugzeug.
Morgen sage ich wieder "Nein, nein, ich möchte etwas anderes, nicht mehr putzig sein."


Nach diesem Video von Ende Dezember wuchsen meine Fingernägel.
Ich nagte über 20 Jahre. Nun fühle ich mich wie ein Kätzchen, dem Krallen wachsen. Klicker, klacker!

Samstag, 17. Januar 2015

"Deutschland ist mit 61 Herzen das sympathischste Land der Welt!" - "61 von 100 Herzen entsprechen, laut IHK-Schlüssel, der Schulnote 3,8."

Montag, 12. Januar 2015

Gestern im Bett eine Kurzgeschichte von Kurt Vonnegut ("2 B R 0 2 B") gelesen. Wünschte mir, von keinem Autoren das Geschlecht zu wissen.
Zwar erträume ich mir genderlose Autorenschaft, jedoch habe ich Panik, männliche Autoren könnten mich in verschimmelte Weltbilder einwickeln - befürchte viel weniger die Gedanken sexueller Klemmis als die scheinbar sexuell befreiter Bohemiens: Triebhafte Hippiemaler mit tropfendem Pinsel, die ihre Billobegierde als etwas Höheres verkleiden.
Eigentlich Hippies. Hippies sind ein Alptraum.

Frühstücksflocken

Auf den K-Classic Nougat Pockets ist ein adipöses Nilpferd drauf, das mit Wolllust zum Baden in eine Müslischüssel steigt. Mir gefällt das gut, denn ist es ehrlich. Nougattaschen machen wirklich sehr dick. Ehrlichkeit ist mir eigentlich egal.

Die flippige Kröte auf den Smacks von Kellogg's heißt "Dig'em Frog".
Ob die Maskottchen sich manchmal treffen, ihr Lebenswerk vergleichen?
Ein Süßmüslimaskottchenklassentreffen. In Cereal City.



"Da kommt der Hahn von den zuckerfreien Cornflakes! Spaßhahn! Dreht den Spaß ab!" - "Ich habe einen NAMEN! ICH HEIßE CORNELIUS!"  - "Und deine Mutter ist das zweite g in Kellogg's!"

(Prügelei.)

Dienstag, 6. Januar 2015

Auf der Straße liegt ein Berg rosaner Müllsäcke. Einem Mann fällt ein Glas Marmelade runter. Stadtmitarbeiter entfernen Weihnachtsschmuck.

Montag, 5. Januar 2015

Neulich hatten wir Rodelsehnsucht, waren müde, die beschneite Welt nur noch anzugucken.
Die Nachbarin brach sich am selben Tag das Bein, beim Schlittenfahren mit ihrem Kind.
Wenn ich jetzt 10 wäre, würde ich vielleicht ein Rodelberg-Wiki betreiben. Nur ohne miese Buntstiftzeichnungen. Es würde vor den unzähligen Gefahren des Rodelns warnen, aber auch der Spaß käme nicht zu kurz!


Das Rodelbild ist aus einem mir damals heiligen Einklebebuch, das aber auch viele andere für mich relevante Dinge beherbergte, etwa geheime Pläne, bei WOM (World of Music) Musik raubzukopieren, indem man an den Musikhörstationen unter dem Kopfhörer einen zweiten versteckt, der aber als Mikrofon fungiert und an einen aufnahmefähigen Walkman angeschlossen ist.


Der Sticker gehört zur tschechischen Süßigkeit "Fidorka". Am MHD erkennt man das ungefähre Alter des Buches.

Samstag, 3. Januar 2015

Hypertextliebe-Comeback


Variante 1 Man schenkte mir zum neuen Jahr ein Gerät, das es mir ermöglicht, Bücher zu lesen, ohne einzuschlafen. Das ist viel wert. 2015 wird gut.

Variante 2 Man schenkte mir vor kurzem ein Kindle und zusammen mit der Suche gerade nach neuem altem Techno ist grad so der Meganeujahrs-Input-Überbrainfuckmoment
BÜCHERLESEN, HYPERTEXT, LESEPROBEN, BUMMBUMBUMM, RAVEFANFARE 70er FEMINISTISCHE SCI-FI-LITERATUR ZOOOM

Dietmar Dath erwähnt eine Autorin, ich tippe ihren Namen an, es gibt sie wirklich, in Sekunden lade ich eine Leseprobe runter.
Bin leicht aufgeregt von der Vorstellung, vielleicht in der nächsten Zeit viel weniger Videospiele zu kaufen, stattdessen Wörter aufzusaugen.

Freitag, 2. Januar 2015

Wer weiß, ob meine Wohnung nicht doch wandert, ihre Moleküle murren, wabern: "Ich wohne HIER. Das ist so." - "Hahaha. Nein."
Heimkehrhorror.

Und der andere Mensch, der da noch wohnt, er könnte auch durch plötzlichen Druckabfall beim Lüften aus dem Fenster gesogen worden sein.
In der 6. Klasse besuchte ich meinen Banknachbarn C., er wohnte in Kautzsch, einem Ortsteil von Kreischa.
Seine Freunde scholten mich "Keimfred". Das sitzt bis heute. Dafür ist C. heute ein verhärmter Maschinenbauer und ich bin wunderschön. Gerechtigkeit.
Auf dem Kreisgymnasium in Freital waren alle bereits mit 12 von den täglichen Busfahrten ausgebrannt, besonders J., Pfarrersohn und Punker. Die Schule begann oft schon um 7 Uhr. J. piekste mich gern mit einem Stahllineal, er hatte Komplexe, weil er fett war.
Wir wurden Freunde.
Er war klug, aber brutal und zynisch, die Freundschaft ein ewiger Kampf. Dass ich mir die Haare vor ihm färbte, nahm er mir sehr krumm.