Freitag, 9. September 2016

Schlafchronik

16. Juni 2012 
Im Nachtbus nach England dösen, während 2 Fast 2 Furious läuft.

10. August 2012
Habe schon auf auf dem Boden ausgebreiteten Liegestuhlmatten besser geschlafen als auf der IKEA-Brutalität SOLSTA (69,99€).

5. Juli 2013
Unruhige Nacht. Geträumt, ich sei das Wunschkind von Gabi Delgado und Fabio Frittelli.

11. September 2013
Der Moment, in dem dir einfällt, wie wenig du letzte Nacht geschlafen hast und deine mittelprächtige Laune ausschließlich deine Schuld ist.

17. Dezember 2013
Kann erst schlafen, wenn ich nachgeschaut hab, ob Detlef D! Soost nicht heimlich unter meinem Bett ein Tanzstudio eröffnet hat.

4. Mai 2014
Schlaf als seufzend hinzunehmende Pflicht.

18. September 2014
Hatte die letzten Stunden ein mobiles Schlaflabor umgeschnallt und gleich wird wieder jemand sagen, dass ich jede Nacht beinah draufgehe.

10. Oktober 2014

Wollte zu einer Ambient-Playlist (ein)schlafen. Während ich schlummerte, kam mir die Musik sehr abwechslungsreich vor.

3. Dezember 2014

Nachts reguliert man mit Thermostaten die Intensität von Träumen. Daher das Warnsymbol (Kopfexplosion!) ab der 3.

19. Februar 2015
Bin schon 10192 mal aufgewacht. 10192 Chancen auf erholsamen Schlaf. Alle vertan. Vielleicht war der Erfinder des Bettes doch ein Betrüger.

8. Mai 2015
Donald Duck hat mich belogen, in einer Hängematte kann man niemals ordentlich schlafen, man hängt da drin wie eine matschige Menschbanane.

23. Dezember 2015
SAS statt Sass.
Angst vorm Schlafen.
Der Arzt, den ich aufsuchte, konnte mir nicht helfen.

11. April 2016
Manchmal schrecke ich aus dem Schlaf hoch, weil mir wieder einfällt, wie ich einmal beinahe an einer gefrorenen Riesenerdbeere erstickte.

14. April 2016
Ich kann sehr schnell einschlafen, dafür ist die eigentliche Nachtruhe dann aber von minderer Qualität: Fast Food/Snooze-Schlaf.

17. April 2015
Schlaf ist seltsam. Als würde man bewusstlos bei Nacht einen Elektriker die Leitungen im Kopf überprüfen lassen und ihn nicht mal bezahlen.



Der Erfinder des Bettes mit einem Protoypen. Das Rad am Fußende sollte den Menschen langsam in den Schlaf ziehen.
September 2016
Meine Schlaflabortermine vor ein paar Wochen habe ich verschlafen? Jedenfalls! Montag und Dienstag ist es WIRKLICH soweit.
Beim Schlafen beobachtet und vermessen zu werden, jede Regung und Ruffelei – ein narzisstisches Träumchen. Will die Diagramme danach rahmen.

Montagnacht



Wenigstens bin ich müde. (Ich habe noch nie in einem Krankenhaus übernachten müssen.)


Dienstagmorgen

Der Druck, zu Demozwecken so schlecht wie sonst auch zu schlafen so groß, dass ich gefühlt fast gar nicht schlief.
Aber das Krankenhausfrühstück ist sehr glamourös, wie Essen in einem ausrangierten Flugzeug, das sicher auf einem Feld steht.
Auf dem Weg nach draußen kann ich kurz in den Kontrollraum reingucken. Zwölf  Bildschirme, auf jedem eine Liveübertragung aus einem Zimmer. Schwarzweiß. Meist ältere Menschen. Lebenszeichen.
In der U-Bahn ist ein Herr, in dessen Kopfhörerohrteilen war auf beiden Seiten außen eine blaue LED, die langsam pulsierte. Starrte gebannt.
Ich fürchte, ein großer Nachteil besseren Schlafs/größerer Wachheit könnte sein, dass mir bis dahin ausreichend schnelle Rechner plötzlich ARG langsam vorkommen.

Dienstagnacht
Die Person, die mich verkabelt, riecht ein bisschen nach Kneipe. Sie erzählt, sie käme gerade aus dem Urlaub zurück. Seit sieben Jahre mache sie das hier, drei Tage die Woche.
Ich kriege erstmals eine CPAP-Maske aufs Gesicht.
Mein Vater erzählte schreckliche Dinge davon, wie er darunter Panik bekam.
Ich spüre nur Ruhe.
Es ist wie an dem einen Kindergeburtstag im Schwimmbad, wo ich mit Tauchergerät schwimmen durfte. Man muss sich nur daran gewöhnen, wie die Geräte atmen, wie sie einem Luft zufecheln.
Der Geruch unter der Maske ist synthetisch, als würde man von einem Sagrotan-Mitarbeiter mit einem Chloroformtuch betäubt werden, aber er meint es eben gut. Ich kann mit synthetischen Gerüchen durchaus was anfangen. Eigentlich mag ich die Beatmung. Wie eine Direktverbindung zu einem Zimmerfenster. Per Schlauch. Und die Welt draußen ist schon etwas tot halt.

Nachbesprechung
- Kriege ich jetzt so eine Atemmaske?
- Ja, das macht aber ein externer Dienstleister.
- Ich fühle mich behütet.
- Ihr Hemd ist falschrum.