Freitag, 26. September 2014

Angst und Androgynie.

Ich werde heute nach Dresden fahren, zu meinem Bruder und einen seiner Computer mit Windows 98 bespielen, denn jemand schenkte ihm mal eine Soundkarte mit 8 Eingängen, die zum Laufen zu kriegen einer seiner größten Träume ist. Für diese Karte wurde der Treibersupport ca. 2000 eingestellt. Das ganze Unterfangen ist also höchst fragwürdig, ich mache dennoch mit. Damit er merkt, dass ich ihn mag. Und weil ich es liebe, Computer neu einzurichten. Alles entfernen, das Türkis des alten Windows-Desktops, dafür nehme ich auch eine Mitfahrgelegenheit auf mich mit vier Menschen im Auto, deren Schenkel ich nicht zufällig berühren möchte, während wir auf der Rückbank sitzen. Von Mittweida nach Dresden sind es, bei guter "Verkehrslage", ungefähr 45 Minuten. 45 Minuten, in denen ich völlig verkrampft sein werde, zumindest körperlich. Werde ich mich zusammenziehen, um möglichst wenig Raum einzunehmen, versuchen, durch die Nase zu atmen. Ich habe keine Angst vor Menschen und dann eben doch. Ich kann jeden ansprechen auf der Straße, natürlich tu ich es nicht. Ich bin nicht mein Bruder. Aber ich könnte. Weil im Moment der Angst Androgynie erzeugt wird - Fremden begegne ich in einem neutralen Modus, irgendwo zwischen Niedlichkeit und Nassforschheit. Versteht man das? Dennoch lebe ich mit der Vorstellung, vielleicht sogar der Gewissheit, dass mich Menschen töten wollen, mir den Schädel einschlagen, irgendwas auspusten.