Mittwoch, 29. April 2015

Duschen und Duldung

Immer, wenn das Leben tobt, schicke ich es fluchend auf die stille Treppe.
Wogendes Leben? Meinetwegen. Aber Getobe, Gewirr, Überwältigung? Ich hasse kaum was so sehr wie Überwältigung. Im Leben, bei Filmen, überall.
Überwältigung ist ein Rüpel, der dich umschubst. Ergriffenheit dagegen heißt, angestupst zu werden und im Endeffekt selber umzukippen.

Cafés sind eine Supererfindung. Für Geld erkauft man sich auf Zeit einen Sitzplatz, auf dem man geduldet ist, mit einer beinahe undurchdringlichen Schutzaura um einen herum. Duldung gegen Bezahlung.

Neulich bin ich nicht mit dem Bus fahren, weil ich dem Fahrer keinen 10 Euro-Schein zumuten wollte, stattdessen ging ich zu Fuß und habe mich dabei total verlaufen. (Ja, es gibt den Vorgang sich verlaufen noch. Wenn man kein Hochleistungstelefon hat.)

Als ich dann doch den Bahnhof fand, kam die Panik vorm Schienenersatzverkehr, denn ich war vom Verlaufen verschwitzt. Ich konnte mich unmöglich in diesen Bus setzen. War zu eklig. Hätte ich doch nur geduscht.
Denn Duschen ist ein Vorgang, der primär dazu dient, den eigenen Verhaltensauffälligkeits- und Signalradius zu schrumpfen, damit man nicht stört.