Freitag, 25. September 2015

SEV Mittweida-Chemnitz

Der Busfahrer entsorgt seine Happy Meal-Verpackung. Jemand könnte daraus Schlüsse ziehen. Niemand sollte es tun. Vielleicht aß er mit seinem Kind, das er nur so sehen kann. In einer Pause, an einem Bahnhof.
Ein ungewöhnlich voller Bus.
Viele Schüler.
Biermoleküle in der Luft.
Ich verstehe die Wege aus Mittweida raus nicht. Es gibt mehrere.
Irgendwo gibt es eine Agentur, die vielleicht davon lebt, sich immer wieder neue Variationen derselben Schwarzfahrwarnungen auszudenken: "€ 40 ,- sind viel Geld..."
Wie oft hat mein Gehirn dieses eine Schild schon erfasst?
Passieren einen Fristo-Getränkemarkt.
Zschöppichen 2 km.
Das Gefühl von Ellenbogen gegen Busscheiben. Kühlung und Schmerz.
Kleine Punkte im Dichtungsbereich der Scheibe. Sie werden dichter zum Rand hin.
"Von hier aus kann man bis X sehen."
Ja, aber wozu.
Die Luft wird bereits knapp hier drin.
Die Lunge enger schnallen.
Ich weiß nicht, wo wir sind.
Wieso ist jetzt hier der Freizeitpark "Sonnenlandpark"? Er wird mit Solarzellen befeuert.
Das Wort "Tristesse" ist eine Erfindung von Menschen, die auch ihre Kinder bunt ansprühen würden, wären sie ihnen zu fad.
Ist das jetzt die Autobahn? Oder nur ein Autobahnzubringer?
"40 Minuten sind viel Zeit..."
Unregelmäßig bewachsene Lärmschutzwälle. Einzelne Frames eines ganz okayen Films, der vorbeiläuft. Herbstliches Flackern. Schlechter Soundtrack. Oxygenmoron. Mein Gehirn kocht. Auf Sparflamme. Diese Busfahrt war verdunkelnd, nicht erhellend.
Chemnitztalstraße 16.
Oh, hier ist die Wurzel der bunt angemalten Chemnitzer Esse.
Schöner als der Eiffelturm.
Plattenbauten aus Vinyl. Alle Wände können klingen, wenn man sie mit einer Nadel langfährt. Rillen in allen Zimmern, unter der Tapete. Ich ersehne mir das Ziel der Fahrt, damit ich diesen Text abschicken kann. Sorge mich um seine Beständigkeit im Arbeitsspeicher des BlackBerrys.
Ich könnte so tun, als wäre ich bereits angekommen. Aber vielleicht verpasse ich einen Eindruck auf den letzten Metern.
Eingeschlagene Scheiben, Haarschneidegeschäfte. Bitte hört auf, euch über Friseurnamenwortspiele zu mockieren. Die haben vielleicht nichts anderes. Ihr wollt ja nicht mit Friseur*innen reden, es sei lästig. Also denken sie sich Wortspiele aus, während der Akkurasierer summt und die Blondierung leise vor sich hinätzt. Vermutlich entstehen da auch noch andere Sachen. Gedichte über Hinterköpfe. Der Bahnhof ist in Sicht.
Goldener Schein auf dem Dach, kleierner Haferbreihimmel drüber.
Füße auf Kopfstein. Lass mich dich in Sicherheit bringen, Bustext.